Freitag, 28. September 2012

Triodos umreisst neue Bank

Die seit dem Ausbruch der Finanzkrise in 2008 ergriffenen Maßnahmen zur Regulierung der Banken greifen offensichtlich zu kurz. Darauf weist die niederländische Nachhaltigkeitsbank Triodos Bank N.V. hin, die mit einer Niederlassung in Frankfurt auch im deutschen Markt aktiv ist. Die alternative Bank verweist den Vertrauensverlust der Bevölkerung in das herrschende Bankensystem. Die Zeit sei reif für eine neue Form von Bank - und das erfordere ein neues Denken über Banken.

Die aktuellen Diskussionen in der Politik über Bankenregulierung sowie das Gesetzgebungsverfahren zum Hochfrequenzhandel zeigen nach ihrer Einschätzung einen „nach wie vor bestehenden Handlungsbedarf für einen Wandel im Finanzsystem deutlich auf“.  Laut Triodos sollte die "neue Bank" sich wieder auf ihre Kernaufgabe konzentrieren, für die sie durch die Gesellschaft beauftragt worden sei: Einlagen einsammeln und hiermit Kredite vergeben. Alle weiteren Aufgaben, die viele Banken heute betreiben, speziell riskante Investments, müssten von diesem Kerngeschäft abgespalten werden. Selbst dann müssten jedoch Spekulationsgeschäfte tabu sein. Derivative Produkte seien aufzugeben, solange sie nicht unmittelbar der Finanzierung der Realwirtschaft dienten und auch der Eigenhandel sei einzustellen.

Triodos betont, die "neue Bank" müsse transparent sein. Dem Kunden und anderen Interessensgruppen müsse zu jeder Zeit klar sein, was die Bank finanziert bzw. in was sie investiert, wie sie ihre Erträge und Rendite erwirtschaftet, welche Risiken sie hierbei eingeht und wie sie diese managt. Ferner plädiert Triodos für eine mittelständisch Finanzinstitute, einher gehend mit einer thematischen geographischen Spezialisierung, zum Beispiel auf nachhaltigkeit und auf das nähere Umland. Vor allem solle gelten: Umso größer eine Bank, umso mehr Eigenkapital muss sie vorweisen. Mit Größe der Bilanzsumme sollten insgesamt die Eigenkapitalanforderungen steigen.

Die „neue Bank“ hat laut Triodos klare Ausschlusskriterien, was sie aus ethisch-ökologischen Gründen nicht finanziert. Diese werden veröffentlicht und die Bank lässt sich hieran messen. Sie sollte in ihrer Finanzierungs- und Investitionstätigkeit auch nachhaltige Unternehmen und Projekte einschließen. Ferner müssten Risiken minimiert und kontrolliert werden. Denn es sei die oberste Pflicht der Bank, ihre kontinuierliche Rolle als Finanzierer der Realwirtschaft nicht unnötig zu gefährden. Auch handelt die „neue Bank“ Triodos zufolge nicht nur im Interesse ihrer Anteilseigner, sondern auch im Interesse anderer Anspruchsgruppen, insbesondere der Kunden und Mitarbeiter. Ihr Ziel sei nicht die kurzfristige Profitmaximierung, sondern die Maximierung der Nachhaltigkeit als Einklang von Mensch, Umwelt und Wirtschaft.

Banker brauchen laut Triodos für die Erfüllung ihrer Aufgaben keine Anreizsysteme. Sie müssten bereit sein, hierfür auch einen Eid zu schwören, wwie dies in den Niederlanden bereits praktiziert werde. Die Triodos Bank verweist darauf, dass Nachhaltigkeitsbanken bereits heute für diese Forderungen stehen. „Sie liefern mit ihrem kontinuierlichen Wachstum von im Durchschnitt 20 Prozent pro Jahr den Beweis, dass ein solches Geschäftsmodell auch wirtschaftlich erfolgreich sein kann, ohne Mensch(lichkeit) und Umwelt zu kompromittieren“, stellt sie fest. Ein anderes Bankwesen sei möglich, nur müssten Politik und Bankenbranche dementsprechend handeln.

Die 1980 gegründete Triodos Bank hat rund 400.000 Kunden und weist ein Geschäftsvolumen von rund sieben Milliarden Euro aus.
Sie beschäftigt mehr als 700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in fünf Niederlassungen in Europa: in den Niederlanden, Belgien, Großbritannien, Spanien und Deutschland. 2009 wurde die Triodos Bank als "Sustainable Bank of the Year" durch die Financial Times und die Weltbanktochter IFC ausgezeichnet. Die Triodos Bank ist einer der drei der Global Alliance for Banking on Values (www.gabv.org), eines internationalen Netzwerks von führenden Nachhaltigkeitsbanken.