Dienstag, 26. August 2014

Was ist Wirtschaft ?

Zehn (hoffentlich) klärende Aussagen - aber auch offene Fragen zum wirtschaftlichen ABC, zusammengestellt im Rahmen der Kurse zur Allgemeinbildung (ABU) von Kursleiter Guntram Rehsche:

  1. Wirtschaft oder wirtschaftliche Tätigkeit dient dem Decken wirtschaftlicher Bedürfnisse - also der Versorgung mit Gütern und Dienstleistungen.
  2. Entsprechend definiert sich die gesamtwirtschaftliche Leistung eines Landes, das sogenannte Brutto-Inland-Produkt (BIP) als Gesamtheit aller Güter und Dienstleistungen, die in diesem Land im Laufe eines Jahres erarbeitet werden.
  3. Wirtschaft ist aber auch eine soziale Veranstaltung, weil Menschen mit Menschen in Interaktion treten. Solcher Austausch soll zwar zum gegenseitigen Nutzen geschehen - ist aber nicht frei von Konflikten.
  4. Doch werden nicht nur Güter und Dienstleistungen ausgetauscht, sondern es kommt auch zu sozialen Beziehungen mit all ihren Facetten. Dies ist am offensichtlichsten, wo Arbeitskräfte sich in den Dienst von Unternehmen stellen und dafür ein Entgelt - den Lohn - erhalten.
  5. Womit die einfachste Form des wirtschaftlichen Kreislaufs beschrieben ist - jener nämlich, beim Arbeit gegen Geld getauscht wird und für dieses Geld die Entlohnten wiederum die Güter bei den Unternehmen beziehen.
  6. Um den Realitäten gerecht zu werden, muss diese einfachste Beschreibung des wirtschaftlichen Kreislaufs erweitert werden um das praktisch immer beteiligte Bankensystem mit der Notenbank an der Spitze, um den Staat, der reguliert und auch konkret eingreift und schliesslich um alle Wirtschaftsakteure, die ausserhalb des Landes angesiedelt sind und doch mit diesem in Verbindung treten, also vereinfacht gesagt das «Ausland».
  7. In der klassischen Wirtschaftstheorie mit diesem Kreislaufmodell bleiben Natur und Umwelt aussen vor. Aber auch sie gehören zu dazu, ist doch wirtschaftliche Tätigkeit ohne die Güter der Natur einerseits, ohne Beeinträchtigung der Umwelt andererseits kaum je denkbar. Die Idee vom ökologischen Fussabdruck beschreibt, dass Wirtschaften künftig je länger je mehr auf die Natur Rücksicht zu nehmen hat (etwa auch durch Einbezug von Kosten bei Naturverbrauch), um langfristig das Leben überhaupt zu bewahren - dabei ist auch von Nachhaltigkeit die Rede.
  8. Alle derart am Wirtschaftsgeschehen Beteiligten treffen mit ihren Angeboten und ihrer Nachfrage praktisch oder virtuell aufeinander. Dafür hat sich der Begriff des Marktes herausgebildet - weswegen auch häufig von Marktwirtschaft die Rede ist. Das Signal, nach welchem sich Anbieter und Nachfrager bezüglich ihrer wirtschaftlichen Tätigkeit richten, sind die Preise. In einem - niemals vorhandenen - idealen Marktsystem sorgt der Gleichgewichtspreis dafür, dass sich Angebot und Nachfrage ausgleichen, also bei gegebenem Preis weder zuviel produziert wird noch auf Seiten der Nachfrager eine Versorgungslücke besteht, welche mit dem verfügbaren Einkommen eigentlich zu decken wäre.
  9. Für das Verständnis des Wirtschaftsablaufs ist hier auf Dreierlei hinzuweisen:
    1. Um den Ablauf aufrecht zu erhalten, benötigen die Entlohnten genügend Geld, um die Produkte der Unternehmen auch zu kaufen - mit anderen Worten braucht es für ein Güter- (oder Diensteistungs-) Angebot immer auch die entsprechende Nachfrage.
    2. Eine Wirtschaft ohne staatliche Regulierung kann es nicht geben. Sie würde schnell in ein unbeherrschbares Chaos abdriften. Weil aber selbst die Gesetzes des Staates (auch: die Rahmengesetzgebung) wegen Marktversagen nicht ausreicht, greift der Staat stärker ein, z.B. mit Verboten oder beteiligt sich unmittelbar als Akteur in der Form des Angebots oder der Nachfrage von Gütern und Dienstleistungen.
    3. Bei wirtschaftlicher Tätigkeit sind die Beteiligten kaum je gleich stark - sogenannte Marktmacht führt etwa zu einer Verzerrung des Preissystems im Sinne der Bevorzugung der Anbieter, die gegenüber einem reinen Marktsystem erhöhte Preise durchsetzen können. Eine weitere Verzerrung signalisiert die ungleiche Einkommensverteilung.
  10. Das derart beschriebene Wirtschaftsmodell steht offensichtlich nur begrenzt in Einklang mit den beobachtbaren Realitäten des Wirtschaftsgeschehens:
    1. Auf dem Arbeitsmarkt signalisieren Arbeitslosigkeit und vor allem überdurchschnittlich hohe Arbeitslosigkeit unter Jugendlichen (bis zu 25 Jahre), dass dieser Markt dem Bedarf nach Beschäftigung und damit Einkommen nur beschränkt gerecht wird.
    2. Die Verteilung der Einkommen (gemessen etwa in gruppenweisen Anteilen am Gesamteinkommen oder dem Gini-Index) verändert sich im Zeitablauf - und hat insbesondere in den vergangenen Jahrzehnten eine (je nach Land unterschiedliche) wachsende Ungleichheit hervorgebracht.
    3. Je nach konjunktureller Lage und Tätigkeit der Noten- (oder Zentral-) Bank verändert sich das gesamthaft beobachtbare Preisniveau. Bei generell steigenden Preisen (und damit drohendem Verlust von Kaufkraft) ist von Inflation oder bei generell sinkenden Preisen von Deflation die Rede.  
    4. Vergleicht man Staaten miteinander, so zeigt sich, dass sie trotz mehr oder weniger gleichem Verständnis von Wirtschaftstätigkeit diese sehr unterschiedlich erfolgreich abwickeln.
    5. Insbesondere ergeben sich im Weltmassstab grosse materielle Reichtumsunterschiede, die sich belegen lassen sowohl durch die unterschiedliche Höhe des BIP wie auch durch weitergehende Masse zur Beschreibung eines breiter verstandenen Wohlstandsbegriffs, etwa den Human Development Index (HDI als Mix von BIP, Alphabetisierung und Lebenserwartung).             

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Dienstag, 19. August 2014

Einsichten in aller Kürze

Diese folgenden Einsichten bedürfen noch der Ausformulierung, seien hier als Ideenskizze festgehalten:

12.9.14: Die Umverteilung der Einkommen von den Lohnempfängern hin zu den Beziehern von Kapitaleinkünften hat sich in den bedeutendsten Industriestaaten nach dem drastischen Wirtschaftseinbruch von 2008/09 noch beschleunigt - so Robert Meyer im TA vom 11.9.14. Dies geht aus einem Bericht über die Arbeitsmärkte in den G-20-Ländern hervor, den OECD, Internationale Arbeitsorganisation (ILO) und Weltbank gemeinsam erstellt haben.Gestraft wird damit die Behauptung der klassischen Ökonomen, wonach sich die Löhne im Gleichschritt mit der Produktivität der Arbeit entwickeln. Das war seit 2000 längst nicht mehr der Fall - bei einem Produktivitätswachstum von 17 Prozent nahmen die Löhne nur um deren 5 zu.

19.8.2014: Um eine gleichgewichtige wirtschaftliche Entwicklung zu erhalten, bedarf es nicht nur der Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit (also der Angebotsseite), sondern ebenso der Kaufkraft (also der Nachfrageseite).

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