Mittwoch, 7. Oktober 2015

Einsichten in aller Kürze 2015

Längere Zeit herrschte hier Ebbe - was auch die mangelnde Fortentwicklung ökonomischer Gedankengänge reflektiert. Doch schliesslich kommt es auch in diesem Jahr zu Einsichten, etwa folgenden:

22.12.15 Volkswirtschaftliche Gesamtgrössen miteinander in Beziehung zu setzen, geschieht nicht immer. So argumentieren etwa Flassbeck (und Vontobel) einerseits, Schulden stünden immer Vermögen gegenüber - dann wären Leistungsbilanzüberschüsse von Deutschland etwa aber zumindest dann nicht so dramatisch, wenn die Importüberschüsse der Gegenpartei zum Aufbau von Vermögenswerten, also etwa von Infrastruktur dienten. Und Flassbeck stellt auch in Abrede, dass die Verschuldung eines Staates nicht in Beziehung zum BIP gesetzt werden dürfe, weil man bei persönlichen Schulden diesen auch das Vermögen gegenüberstelle - und dennoch achtet etwa eine Bank auf mein Einkommen, wenn sie mir für den Hauskauf (also für Vermögensbildung) eine Hypo gewährt. Zweimal wird von Flassbeck hier ungerechtfertigterweise die herkömmliche VW-Lehre kritisiert. Das gälte es zumindest zu differenzieren.

7.10.15 - Der Kapitalismus errodiert nicht wegen einer plötzlichen Revolution, sondern weil zunehmend der Preismechanismus versagt resp. seine ordnende Funktion verliert. Das sehen wir im Internet, das uns heute Information wie Unterhaltung gratis zur Verügung stellt. Damit verliert aber auch Arbeit und der Lohn für diese an Bedeutung und Steuerungskapazität. Ich kann dem nur beifügen: Mit der Einführung von Negativzinsen hat der Preismechanismus auch auf den Finanzmärkten seinen Einfluss verloren. Und im Energiesektor steht eine grosse Umwandlung mit dem Aufkommen unendlich verfügbarer Solarenergie vor der Türe. Weitere solche Gedankengänge finden sich auch im Buch «Postcapitalism» von Paul Mason, erschienen im Sommer 2015 und vorgestellt auf infosperber.ch.

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