Die Ergebnisse des neuesten Medien-Trendmonitors lassen gemäss der unabhängigen Agentur «pressetext» aufhorchen. Demnach wurden für die Studie rund 2.100 Journalisten aus Deutschland zu aktuellen Entwicklungen in der Medienbranche befragt. War in den Umfragen der letzten Jahre vor allem der Trend ins Internet ein Hauptthema, beschäftigt sich der Trendmonitor dieses Jahr insbesondere mit den Auswirkungen der Wirtschaftskrise auf die schreibende Zunft. 75 Prozent der befragten Journalisten aus den verschiedensten Bereichen gaben an, dass sich durch die Wirtschaftskrise ihr Arbeitsdruck erhöht habe. Dies hat auch Auswirkungen auf die Qualität der Berichterstattung. 44 Prozent der Befragten erklärten, dass sie durch die Krise weniger Zeit für eigene Recherche hätten und dadurch vermehrt auf PR- und Pressetexte zurückgreifen müssen. "Man kann sagen, dass Redaktionen kaputt gespart werden. Das war auch vor der Krise schon so, mit dem Hintergrund schrumpfender Werbeeinnahmen verstärkt sich dieser Effekt jetzt aber. Manche Redaktionen können den Betrieb nur mehr mit Mühe aufrecht erhalten", sagt Hendrik Zörner, Sprecher des deutschen Journalistenverbands, im pressetext-Gespräch.
Neben den Auswirkungen der Wirtschaftskrise wurden die Teilnehmer der Umfrage auch zum Thema Online-Erlöspotenzial befragt. Fast die Hälfte der Befragten gab diesbezüglich an, dass sie nicht damit rechnen, dass sich die Internetangebote der Verlage in absehbarer Zeit selbst finanzieren können. Ein Drittel hält es immerhin für "eventuell möglich." Dabei muss allerdings zwischen Journalisten verschiedener Sparten unterschieden werden. Während unter Online-Journalisten fast jeder fünfte an die finanzielle Unabhängigkeit der Web-Angebote glaubt, sind dies etwa bei Nachrichtenagenturen nur mehr vier Prozent. "Online-Medien bräuchten eine andere wirtschaftliche Grundlage. Derzeit sind sie großteils werbefinanziert, dies ist jedoch nur bei ganz wenigen Medien, etwa dem Spiegel, kostendeckend", so der Fachmann. Zusätzlich steige auch die Zahl der Online-Medien relativ rasch, während das Volumen des Werbemarkts nur langsam wächst. "Der Kuchen wächst zwar langsam, die Zahl derer, die daran mitnaschen möchten, wächst jedoch viel schneller", sagt Zörner. Die Zukunftsträchtigkeit der Werbefinanzierung sei jedenfalls zu bezweifeln.

Denkbar ist auch der amerikanische Weg, den unlängst der Tages-Anzeiger beschrieb (TA vom 3.September: «400'000 Dollar für eine Enthüllungsstory»). Irgendwie gesponserte Beiträge verleihen in den USA dem seriösen investigativen Journalismus neue Blüte. Eingedenk der Erkenntnis, dass gut recherchierte Geschichten viel Aufwand bedürfen und entsprechend teuer sind. Dieser Weg mag allerdings auch nur eine amerikanische Lösung darstellen, weil dort Spendengelder relativ locker sitzen. Das schwedische Svenska Dagblatt erhält demgegenüber aus der staatlichen Presseförderung einen jährlichen Beitrag von rund 10 Millionen Franken – wohlgemerkt als liberal konservatives Blatt.
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