Verhaltensökonomie

Das sind die neuen Erkenntnisse der Verhaltensökonomie

«Belohung von Glück lässt sich nicht rechtfertigen»: Ironie des Ökonomenschicksals oder folgerichtiger Knüppel für eine verkrüppelte Wissenschaft? So oder so erfährt die herkömmliche Wirtschaftswissenschaft durch die sogenannte Verhaltensökonomie seit der Jahrtausendwende eine massgebliche Korrektur. Ihre Dringlichkeit hat sie im Laufe der weltweiten Finanzkrise seit 2008 eindringlich unter Beweis gestellt. 

Angestosen wurde die Verhaltensökonomie im Wesentlichen von Wissenschaftern, die von der Ausbildung her gar nicht Ökonomen sind. Zum Beispiel von Daniel Kahnemann, der als Psychologe dennoch kurz nach der Jahrtausendwende den Nobelpreis für Ökonomie erhielt. In einem Interview äusserte er auf die Frage, ob denn die hohen Löhne an der Wall Street gerechtfertigt sind: «Wir haben sehr hohe Löhne in jenen Branchen gesehen, in denen die Jahresperformance stark vom Glück abhängt. Das gilt besonders für die Finanzbranche und besonders für kurzfristig ausgerichtete Boni. Aber eine Belohnung von Glück lässt sich nicht wirklich rechtfertigen.» (Quelle: Tages-Anzeiger 14.4.13).

Kahnemann wies damit auf gleich auf mehrere wunde Punkte der bisherigen ökonomischen Weisheit. Erstens lassen sich die hohen Entgelte nicht mit der Begründung rechtfertigen, sie entsprächen einer Leistung oder einem besonders geschickten rationalen Verhalten. Solche (vermeintlichen) Rationalitäten haben vielmehr in den vergangenen Jahren schon wiederholt Schiffbruch erlitten - etwa als mit Scholes und ??? zwei andere Nobelpreisträger der Wirtschaftswissenschaften mit ihrem auf Rationalität aufgebauten Anlagemodell pleite gingen (woran ja auch die Schweizer Grossbank UBS beteiligt war). 

Mühe wird die herkömmliche Ökonomie auch haben, solch hohe Entschädigungen mit der hohen Produktivität der Beteiligten zu rechtfertigen - denn wie sieht es mit dieser in Verlustphasen aus, die noch auf jeden spektakulären Gewinn folgten.

Wie aber kommt es dann zu den besonders hohen Gewinnen? Nur einzelne erzielen sie und man ist unvermeidlich erinnert ans Glücksspiel, wo eine grosse Anzahl von MitspielerInnen stets zu einigen GewinnerInnen führen wird. Denen aufgrund ihres statistisch normalen hohen Gewinns für diesen dann noch einen Bonus auszuzahlen käme der doppelten Belohnung des Jackpot-Gewinners im Euro-Million-Los-Spiel gleich. 

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